Berichte von 11/2012

Nordinsel - kreuz und quer

Freitag, 16.11.2012

Es wird Zeit euch mal wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Ich war gerade in Auckland. Ich hab zwei unterschiedliche Meinungen von Auckland durch Mitreisende erhalten. Boh, total scheisse und haesslich oder ja ganz nette Stadt. Ich tendiere zur Meinung Nummer 2 – coole Stadt. Endlich mal wirklich eine Stadt. Dies ist auch eine Erkenntnis fuer mich fuer zu Hause: ich will in einer Stadt wohnen.

Auckland ist gross, busy, gruen und anders. Auckland ist auf 40 Vulkanen erbaut. Anders als Wellington. Wellington empfand ich als unfreundlich. Auckland ist es nicht. Ich naechtige fuer 3 Naechte in einem grossen Backpacker in der Albert St, die auf die Queenst fuehrt. Also genau in der richtigen Strasse. Da steppt der Baer – tag und nacht. Dort fuehlt man sich wie in Asien. Dort sind nur Asiaten – in allen Souveniershops ist die asiatische Uebersetzung, was es in dem Laden gibt. Komisch. Im Hostel sind natuerlich auch fast nur Asiaten. Ich teile mir das 4-Bett-Zimmer mit 2 Asiaten. Eine kann kaum Englisch, die andere spricht mit solchem Akzent Englisch, das ich staendig Pardon sagen muss! Das was die sprechen ist Kauderwelsch!

Dienstag abend bin ich angekommen, und hab gleich mal eine kleine Stadttour gemacht. Man kann viel laufen. Sehr viel laufen. Am naechsten Tag war ich 12 Stunden unterwegs, einschliesslich 2-3 stuendigem Besuch des Aucklandsmuseums.
Nun bin ich informiert ueber die Maoris – welche polynesischen Inseln wo genau liegen, welcher Muschelschmuck von welchem Stamm ist, wie das Spielzeug sich in 100 Jahren veraendert hat, wieviele Neuseelaender in den Weltkriegen gestorben sind, welche boesen Machtmenschen es gegeben hat, was Vulkane sind, wie sich Vulkane und ihre Eruptionen anfuehlen, welche Lebewesen es frueher und jetzt auf Neuseeland lebten und heute leben usw.

Auckland Museum Foyer

Staendig auf die Karte gucken ist doof – deswegen lauf ich einfach dahin, wonach mir ist, und entdecke so, ganz nette Ecken. Nachdem Museum bin ich durch den riesigen Park gegangen und befand mich schliesslich in einem Buschstueck, mitten in der Stadt. Aber Kartenlesen wuerde auch ne Menge Lauferei ersparen, so musste ich einen riesen Bogen um die Bahnlinie machen, bis ich endlich zu einer Bruecke kam, die mich wieder richtung City Centre brachte. Es ging am Containerhafen vorbei, zum Faehrhafen und zum Yachthafen. Ausserdem besuchte ich noch den nahegelegenen Unicampus und Parnell.

Wo bin ich hier? Auckland Auckland Stromleitungsfuehrung

2. Tag in Auckland – eigentlich wollte ich den Bus nehmen – aber ich dachte ich mach das ohne. Es ging die Queenstreet rauf zur K`Road, ueber den Western Park zum Grey Lynn Park nach Ponsonby, wo ich mich im Wohnviertel verirrte, eine Weile sass ich am Sentinal Beach und dann zurueck richtung Stadtzentrum. Ich hatte es immer im Blickfeld, nur wollte die Strassenfuehrung nicht so wie ich! Die Art Gallery habe ich letztendlich auch nicht mehr zu Gesicht bekommen, obwohl die Ausstellung mich doch eigentlich interessiert haette. Das Wetter hat gehalten, zum Glueck. Abends war ich fix und fertig.

Auckland Gruenes in Auckland Auckland Harbour Bridge

Von Wellington nach Auckland – dazwischen liegen 17 Tage – wo war ich nur ueberall.
Sonntag vormittag in Wellington am Airport habe ich mich wieder mit Einar getroffen. Wir fuhren erst mal raus aus dieser Stadt. Und auf gings nach Napier – der Art Deco Hauptstadts Neuseelands. Napier liegt an der Ostkueste. Kleines Staedtchen mit Kieselstrand. Das Wetter war gut, sonnig und warm. Wir schliefen in einem ehemaligen Hotel aus den 30er Jahren, das kaum Schaeden beim grossen Erdbeben aus den 30er Jahren erlitten hat. Bei dem  grossen Erdbeben wurde annaehrend die ganze Stadt zerstoert, aber es wurde versucht, sie im selben Stil wieder aufzubauen.

Am naechsten Tag ging es nach Taupo, das liegt am Lake Taupo in der Mitte von Neuseeland. Lake Taupo ist vor ca. 2 Millionen Jahren entstanden, durch einen Vulkanausbruch, ein mit Wasser gefuellter Vulkankrater. Lake Taupo ist der groesste See Neuseelands und umgeben von ca. 3 weiteren, teilweise aktiven Vulkanen. Einer dieser Vulkane diente als Kulisse fuer den Schicksalsberg von Herr der Ringe. Und das Besteigen oder Durchqueren dieser Vulkangruppe gehoert zu den Top10 der weltbesten Tracks. Nachdem uns Staedte auf den Geist gingen fuehren wir nach Turangi. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zu den Vulkanen. Einer ging, ich vertrieb mir die Zeit im Hostel – wegen meiner schmerzenden Rippe, wollte ich keine anstrengenden Touren unternehmen. Mein Highlight fuer diesen Tag war das Tragen einer kurzen Hose, eines T-shirts und FlipFlops – mein erstes Mal in Neuseeland.

Die aktiven Vulkane Surfstrand Raglan

Von Turangi aus ging es nach Raglan an die Westkueste.  Raglan bekannt als der Surfspot, mit tollen Wellen und einem schwarzen Sandstrand – der furchtbar heiss fuer die Fuesse war. An dem Tag hatten wir tollstes Wetter. Nur Pech mit der Unterkunft. Und Einar Pech beim Fischen. Also ging es am naechsten Tag schnurstracks Richtung Norden. Wir passierten Auckland und fuhren nach Helensville, das an der Westkueste liegt. Wir hatten Pech – das Hostel hatte eine Privatveranstaltung. Wir mussten nach Whangarei weiterfahren, das liegt an der Ostkueste und ein ganzes Stueck im Norden. Und das ist lang, weil die Neuseelaender koennen keine geraden Strassen bauen, sondern nur Strassen mit ganz vielen Kurven.
Whangarei, der Reisefuehrer sagt, es liegt in der Mitte zwischen ganz schoen und ganz haesslich. Es ist ... ich weiss es nicht, es ist einfach wie jede andere „Stadt“ in Neuseeland auch! Aussagelos!
Noch dazu hatten wir wieder mal Pech mit dem Hostel. Das wird uns auch nicht mehr so schnell loslassen. Von Whangarei aus ging es am naechsten Tag ueber Dargaville an der Westkueste zu den Kauribaeumen nach Omapere, immer noch an der Westkueste. Hier gibt es fast nichts, ausser die teuerste Tankstelle Neuseelands, keinen Geldautomaten, 2 Supermaerkte die die Preise festlegen, und einen der tollsten Kuestenstreifen mit Strand, den ich bisher gesehen hatte, inklusive dem tollsten Sonnenuntergang, und auf der gegenueberliegenden Seite eine grosse Sandduene. Und das beste, Einar hatte endlich Glueck was das Fischen angeht. Oh mann, war der Fisch lecker.  Auf Grund dessen blieben wir auch 2 Tage dort. Am 2. Tag war das Finale vom Chilli-Contest NZ. Spannend, unbegreiflich, nur vom reinen Zuschauen ging es meinem Magen schon schlecht.
Wir verliessen Omapere, auf gehts Richtung Cape Reinga. Wir nahmen die Abkuerzung mittels einer Faehre und fuhren und fuhren. Das erste Hostel das wir ansteuerten, lag an der Westkueste, war leider voll. Das zweite Hostel am Henderson Beach an der Ostkueste wirkte wie ausgestorben – und blieb es auch. Wir verliessen recht frueh das Hostel und machten uns auf den letzten 60 km langen Abschnitt nach Cape Reinga. Cape Reinga, der noerdlichste Punkt Neuseelands. Tja, sanfte Huegel gleiten ins Wasser. Die See war ruhig, somit gab es keine bis zu 10 m hohen Wellen, die sich treffen, wenn Tasman Sea und Pazifik aufeinander treffen. Die besuchten Sandduenen die an den 90-Mile-Beach angrenzen spannender. Ich hab noch nie so grosse Sandduenen gesehen.

Ich auf der Sandduene Die Sandduene das spektakulaere Cape Reinga

Wir fuehren Richtung Russell – Neuseelands erster Hauptstadt. Von Pahia aus nahmen wir die Faehre. Russell ist eher sehr unspektakulaer, dafuer hatten wir echt Glueck mit der Unterkunft. Bei einer echten Kiwi Familie. Oh mann, war das schoen. So atmosphaerisch. So gemuetlich. Wir schliefen in guten Betten, assen im Wohnraum mit fantastischer Sicht ueber den kleinen Hafen, bekamen zum Fruehstueck einen richtigen Kaffee. Wir verliessen schweren Herzens diesen schoenen Ort. Von hier aus ging es zurueck nach Omapere, weil Einar dort sein Glueck nochmal versuchen wollte. Also blieben wir nochmal 2 Tage dort, und es sollte dann auch das Ende unserer gemeinsamen Reise werden.

Sonnenuntergang Omapere 1. Besuch Sonnenuntergang Omapere 2. Besuch Omapere Omapere Omapere Omapere

Einar fuhr mich zu meinem ersten Job auf einer Dairy Farm nahe Dargaville. Dairy Farm bedeutet Milchfarm. In Wellington hatte ich eine Familie getroffen, die mich zu sich eingeladen hat. Ich entschied 5 Tage zu bleiben.
Die Farm ist 120 Hektar gross. 120 Fussballfelder! 200 Milchkuehe. 2 Hunde. Jeden Morgen von 6-9 Uhr werden die Kuehe gemolken. Ich hab einen Tag die Erfahrung gemacht und wollte es keinen 2. Tag mehr tun. Ich mag den Geruch dieser Tiere nicht. Aber beim ersten Mal habe ich mich gar nicht so angestellt. Ich war richtig gut. Okay, viel falsch machen kann man da nichts. Vielleicht nur, blind die Euter suchen und die Vakuumsaugnaepfe dran machen. Sonstige Arbeit war die Kuehe von einem Ort zum andren zu bringen, wobei man mindestens 10 Tore auf und zu machen musste. Die Kaelber fuettern und sie bespassen. Kuhzungen sind sehr rauh.
Ich entschied daher, mich etwas um den Haushalt der Farmer zu kuemmern – soviel gab es bloss auch nicht zu tun. Cool ist, die hatten nen kleinen Obstgarten, in dem riesige Avocadobaeume wuchsen, Aepfelbaeume, Feigenbaeume, Macadamiabaeume, Kirschbaeume, Zitronenbaeume, eine Mischung von Zitronen und Orangen, und Bananenstauden!
Dafuer hatte ich da eine ganz nette Zeit. Und ich hab meine Englischkenntnisse mal wieder etwas auffrischen koennen.  Und ich weiss nun auch, das ich niemals Farmer werde oder Kuehe besitzen moechte. Dafuer kenne ich nun den Unterschied zwischen einer milk cow und einer beef cow. Beef cows haben einen weissen Kopf.

Ein Teil der Farm Kaelber auf der Farm Kueste bei Dargaville

Fuer die naechsten Tage steht die Coromandel Halbinsel auf dem Programm. Und dann geht es wieder richtung Sueden.

Fazit nach 10 Wochen:
Neuseeland ist von der Natur her gruen, aber eine Endlosschleife. Hat schoene Kuestenstreifen und Straende. Bietet viele Aktivitaeten, die alle richtig viel Geld kosten. Vom Umweltdenken ist sie nicht gruen. Alle Lebensmittel werden in Tueten verschwenderisch eingepackt. Die Autos sind alt und Pestschleudern. Die Haeuser ungedaemmt, mit Einfachverglasungen. Staedte sind hier meist nach dem selben Muster aufgebaut und recht einfach gestrickt: eine Hauptstrasse an der alles dran haengt. Und es sind keine Staedte - es sind Orte wo Menschen leben - sie sind aussagelos!!
Alleine Reisen macht ueberhaupt keinen Spass. Anschluss finden ist leichter gesagt als getan – da die meisten als Paar hier her kommen. Und in Wahrheit bin ich das Reisen schon ueberdruessig – ich freu mich auf meine Rueckkehr und auf meinen neuen Lebensabschnitt in Deutschland.

Irgendwo im Nirgendwo 2 Irgendwo im Nirgendwo