Die feuchte Westkueste

Samstag, 20.10.2012

1,5 Wochen sind nun vergangen seit dem ich mit Marietta und Julia Nelson verlassen habe.
Bevor es auf die grosse Erkundigungstour ging, kauften wir noch etwas ein – Nudeln, Reis, Tomatensossen, Moehren, Aepfel, Reiscracker, Knaeckebrot (ist schwierig ueberhaupt eines zu finden), Bohnen aus der Dose, Wein, Toilettenpapier, Haferflocken usw. Man muss sich hier schon etwas einschraenken was das Essen betrifft, ausser man moechte ganz tief in die Tasche greifen: Aepfel sind noch das preiswerteste hier. Oder man findet Leute mit den man sich das Essen teilen kann – im Hostel und so.
Fuer eine stinknormal Gurke muss man hier $3 zahlen – wuerdet ihr euch eine Gurke fuer 2 Euro kaufen? Noch ein paar Beispiele? 1 kg Kaese fuer $10 – 6 Euro (stinknormaler Edamer am Stueck), $3 fuer eine rote Paprika, $1 fuer 500gr Nudeln (die guenstigsten). Vielleicht sind wir in Deutschland auch einfach nur von den billigen Lebensmitteln verwoehnt. In Deutschland habe ich versucht, Deutsche Produkte zu kaufen, das ist wahrlich schwer in Neuseeland. Ich habe mich neulich gefragt, als wir von West nach Ost fuhren, durch das Inland: man sieht alle moeglichen Farbtoene von Gruen, ewig grosse, sich nicht vorstellbare Wiesen – aber keine Gerste, keinen Roggen, keinen Weizen.  
Vielleicht haengt das auch mit der Erde zusammen, das sie das nicht anbauen koennen, oder es wuerde sich nicht lohnen?!?! Keine Ahnung.
Und das allerschlimmste ist: wenn ich Weintrauben kaufen moechte, kann ich keine Einheimischen kaufen, sondern muss importierte Weintrauben aus Kalifornien kaufen. Mangos kommen aus Mexiko. Manche Kiwis aus China. Teezutaten werden aus Deutschland importiert.
Ich versteh Neuseeland gar nicht!
Ich befuerchte, schwerer zurueck zu kommen – obwohl ich sehr sporadisch lebe. Zum Fruehstueck gibt es Haferflocken mit Apfel und heissem Wasser. Mittags faellt aus. Abends dann richtig. Aber doof wenn man mit nem Campervan unterwegs ist, und nicht alles kochen kann. Ganz schlimm, Reis mit Baked Beans – da vergeht mir der Hunger.
Schokolade soll fuer die Seele gut sein – und die Neuseelaender haben verdammt gute Schokolade!!

Ich bin so froh ueber die Menge an Struempfen die ich eingepackt habe. Momentan liegen die Temperaturen gleich auf mit den bei Euch zu Hause. Geht ihr ohne Struempfe aus dem Haus? Sollte ich auch nicht tun. Aber eher in FlipFlops raus, als nasse Schuhe zu bekommen, die man beim Campen leider kaum trocken bekommt.

Nachdem Einkaufen ging es aus Nelson/Richmond raus und rein ins Landesinnere. Somit auch in den Regen. Wir sind ca. 100 km gefahren, dann wurde es Zeit sich nach einem Stellplatz umzuschauen. Wir fanden einen, wo man nichts zahlen musste, zum Glueck mit Toilette. Ich bin begeistert von den Toiletten hier in Neuseeland, sie sind alle so sauber. Wir kochten unter der Plane, teilweise im Van das Abendessen, Nudeln mit frischem Blattspinat. Hhmm lecker. Spielten ein paar Runden Skipbo und gingen anschliessend schlafen -  auf der Flucht vor den Sandflies. Zu dritt im Van – frieren kann man so wenigstens nicht. Gut, wirklich sich waelzen ist auch nicht so drin, aber es ist wahrlich ein Raumwunder. Das dumme daran ist nur, bei zu viel Regen, Dauerregen, hat man das Gefuehl alles wird feucht und niemals wieder trocken.

im Nirgendwo kurz vor der Ortschaft Berlin Westkueste Westkueste

Am naechsten Morgen ging es weiter nach Westport zum i-site, Infos ueber die Umgebung einzuholen. Wir entschieden nach Karamea zu fahren, hofften dort auch auf besseres Wetter, nachdem man dort ueber einen Berg fahren muss, der sehr haeufig das Wetter entscheidet.
Leider war es nicht so. Es regnete die ganze Zeit. 24 Stunden lang. Das einzig gute war, auf dem Campingplatz gab es eine Kueche und ein Wohnzimmer mit Fernseher und Heizung – wie immer kein Internet umsonst – Internet ist sau teuer hier als Traveller – ich fuehl mich sehr abgeschnitten von der Welt dort draussen.
Von Karamea ging es dann wieder suedwaerts nach Westport zurueck. An diesem Tag hatten wir einen kleinen Lichtblick, als wir aus einem Regenwald zurueck kamen, geradewegs auf den Ozean zu fuhren, kam die Sonne heraus und wir hatten eine tolle Begegnung mit einem menschenleeren, langen, weissen Strand. Der Wind wehte stark, weit hinten war es regenverhangen und Gischtschleier hingen an den Klippen. Ein Regenbogen mit Anfang und Ende erschien vor dem Regenwald. Wir hatten unseren kleinen Lichtblick fuer den Tag. Als wir zum Auto zurueck kehrten, fing es wieder an zu regnen. In Westport kehrten wir endlich mal wieder in einem Hostel ein – aber nicht zum Schlafen, sondern nur um zu kochen und die Duschen zu verwenden, hier konnte ich am Kamienfeuer meine nassen Schuhe trocknen und das Internet war endlich mal wieder billiger.

Regen zwischen Westport und Karamea Strand kurz hinter Karamea Westkueste Strand kurz hinter Karamea Westkueste Regenbogen kurz hinter Karamea Westkueste

Von Westport aus ging es nach Greymouth ueber die Pancake Rocks. Kurz hinter Westport hielten wir fuer einen Marsch an. Wir liefen und liefen immer schoen an der Kueste entlang und konnten letztendlich Seeloewen bestaunen. Nun meine ersten Seeloewen in freier Wildbahn. Oder habe ich schon welche gesehen und kann mich nicht mehr dran erinnern. Haben wir in Suedafrika Seeloewen gesehen? Nach dem  Marsch, der einfach ewig dauerte, weil wir so viele Fotos gemacht haben, vesperten wir erstmal. Fotos bei Regen? Nein, wir hatten endlich mal wieder Sonnenschein. Dann ging es zu den Pancake Rocks. Das sind Felsansammlung, die wie aufeinandergeschichtete Schieferplatten aussehen bei Flucht Wasserfontaenen spucken. Wir mussten schnell hin, weil die Flut setzte schon ein. Es war toll, so viele Fotos und dann war der Akku leer – doch besser war es, weil somit konnte ich es einfach mal so geniessen. Auf den Fotos kommt das sowieso alles nicht so rueber. Danach ging es nach Greymouth.

Pancake Rocks Pancake Rocks Pancake Rocks Pancake Rocks

Greymouth hat 10.000 Einwohner, gleicht einer Arbeiterstadt mit Goldgraeberhintergrund und da es Sonntag war wirkte sie wie eine Geisterstadt. Hier haette ich eine Woofer-Stelle in einem Hostel antreten koennen, aber ich entschied mich dagegen. Das Hostel befand sich am Arsch der Welt, ein riesieger Klotz, von der Einrichtung her verwohnt, und die Menschen dort nicht gerade das was ich suchte. Tja, die Suche nach Etwas – die gestaltet sich etwas schwierig. Noch immer bin ich auf der Suche, das dumme ist nur, ich weiss nicht wo nach ich suche.

Wir fuhren landeinwaerts, schliefen auf einer DOC-Station fuer 6 Dollar pro Person – die wir aber nicht zahlten, man versucht eben doch ueber all zu sparen. Und wieder gab es Regen, Regen, Regen.

Da es am naechsten Tag immer noch regnete und es kalt war, entschieden wir uns auf einen Campingplatz in Hokitika zu fahren. Dort hatten wir Glueck. Es gab gute sanitaere Einrichtung und eine Kueche mit Wohnbereich und einem Heizluefter. Diesen betrieben wir bis zur Schmerzgrenze. Den Tag ueber verbrachten wir mit Plaene schmieden, Karten spielen und Lesen, Schreiben. Abends kochten wir gut. Der Regen wollte nicht enden. Am naechsten Tag gab es wieder Regen. Doch wir wollten weiter. Bevor wir losfuhren, besuchten wir das kleine Staedtchen Hokitika, bekannt fuer seine Jade-Vorkommen. Ueberall im Zentrum kannst du Jade-Schmuck kaufen. Wir zogen los, besser ohne festes Schuhwerk, wann sollen die Schuhe denn trocknen. Also auf in FlipFlops. Schoen das es nicht nur mir so ging, sondern auch Julia. Das erste Geschaeft das wir betraten, hatte einen Ofen vor dem wir dumm rum standen. Er hat Wolle verkauft, Wollsocken, Wollhandschuhe. Wir durchstoeberten  einen ziemlich kleinen Buchladen. Betraten einige Jade-Laeden, dann wurde es zu kalt und zu nass, sodass wir es vorzogen, zum Auto zurueck zu gehen und weiter zu fahren. Ich war froh drueber, ich hatte eiskalte Fuesse und naja, seit dem bin ich auch krank – das zweite Mal hier, wie doof. Auf der Campingstation wurde uns erzaehlt, dass der Arthur Pass wieder eine Menge Schnee abbekommen hat, zudem gab es einen Unfall und somit ist er nun fuer ein paar Tage gesperrt. Dumm fuer uns, weil wir ueber den Arthur Pass nach Christchurch fahren wollten. Nun mussten wir ueber den Lewis Pass nach Hanmer Springs fahren. Nachdem wir aber erst nachmittags aus Hokititka loskamen, fuhren wir nur bis nach Reefton.

Reefton ist die erste Ortschaft Neuseelands gewesen, die elektrischen Strom hatte. Wie gross wird Reefton wohl sein: wie Ammerndorf, wie Dudenhofen, wie ... fuer die Koelner hab ich keinen Ort parat, der von der Groesse her passen koennte.
In Reefton regnete es aber auch. Wir zahlten auf dem Campingplatz 24 Dollar fuer alle – ein Schnaeppchen. Duschen kostet extra. Die Kueche tierisch ungemuetlich. Also auf zu einem Cafe/Pub – Laune aufbessern, die bei uns allen im Minusbereich hing. Dort verbrachten wir den restlichen Tag, bevor wir uns nochmal in die ungemuetliche Kueche verzogen. Und dann ging es ins Bett. Als wir aufwachten, gab es ein paar Sonnenstrahlen, die aber nicht lange den drueckenden Wolken standhielten, als wir aufbrachen, prasselte der Regen wieder auf den Campervan. Wir fuhren Berge hoch, Berge runter, geschwungene Strassen, Serpentinien, und erreichten nach gefuehlten 4 Stunden Hanmer Springs und die Sonne.

Hanmer Springs liegt mitten in der Suedinsel Neuseelands und hat ca. 650 Einwohner und ganz viele Touristen. Es ist von Bergen umgeben. Bekannt fuer seine HotPools. Mariatta und Julia werden dort ab dem 20.10. fuer einen Monat eine Woofer-Stelle in einem Hostel bestreiten. Wir suchten das Hostel auf, in der Hoffnung von Julia und Mariatta das sie schon frueher dort anfangen koennen. Nein! Doch sie gingen schon einmal im kleinen Oertchen umher um CVs in etlichen Cafes und Pub einzureichen. Seit diesem Tag habe ich nun auch einen CV. Und da stehen etliche Dinge drin, die ich eigentlich schon fast vergessen habe – auf Kinder aufpassen, Nachhilfe, Kellnerin, im Hotel gearbeitet, in der Kueche eines Restaurants. Wir uebernachteten im Campervan auf dem Hostelgrundstueck wo die beiden dann arbeiten werden. Verdammt teuer. Fuer jeden 20 Dollar. Dafuer gibt es kostenlos Kaffee, Tee und Heisse Schokolade. Wir verbrachten einen tollen Abend mit netten Leuten im Hostel. Fuer mich ging es aber frueher zu Bett, ich fuehlte mich beschissen.
Am naechsten Mittag hatten die beiden ein Vorstellungsgespraech, und ich entschied mich, bei einem Hostel in Kaikoura anzurufen, um mich um eine Stelle als Woofer zu bewerben. In 3 Tagen kann es fuer mich losgehen. Das Vorstellungsgespraech von den beiden dauerte gerade mal 4 Minuten und die Entscheidung bleibt noch offen. Deshalb fuhren wir schliesslich doch an die Ostkueste, nach Kaikoura.

Kaikoura, ein Kuestenstaedtchen mit 3500 Einwohner, liegt an der Ostkueste, ueber Christchurch.Als wir dort an kamen, stellte ich mich kurz im Hostel vor, fragte, ob ich auch einen Tag frueher anfangen koennte. Es ging. Eine Nacht wollte ich aber noch mit Julia und Mariatta verbringen. Natuerlich war es mal wieder sau kalt auf der DOC-Station, aber dafuer umsonst. Der naechste Morgen war sehr bewoelkt, doch wir waren sehr vertieft in ein Gespraech mit 2 Deutschen Campern. Irgendwann kam die Sonne heraus und wir machten uns doch mal auf in das Staedtchen, kauften etwas ein, und setzten uns dann noch an den Kiesstrand. Guckten aufs Meer. Schoen tuerkisblau, schoene Wellen, Sonnenschein im Ruecken. Beobachteten das Meer, hielten Ausschau nach Walen und Delefinen – wir hatten Glueck und konnten Delefine sehen.

Kaikoura - nirgendwo ist man dem Meer und den Bergen so nah Peninsula Kaikoura Ostkueste Peninsula Kaikoura Ostkueste Peninsula Kaikoura Ostkueste Strand bei Kaikoura Surfstrand bei Kaikoura

Dafuer ist Kaikoura bekannt. Hier kannst du Whalewatching vom Boot oder vom Flugzeug aus machen. Solltest du keine Wale zu Gesicht bekommen, bekommst du 80% des Preise zurueck. Die Wahrscheinlichkeit einen Wal zu sehen, liegt bei 95%.
Ansonsten gibt es hier jede Art von Outdoor-Aktivitaet : Kajaking, Surfen, Quad fahren, Mountainbiking, Hiking, die Angel auswerfen, am Strand sitzen – dabei den Ozean betrachten und gleichzeitig die verschneiten Berge im Westen betrachten und wenn du Glueck hast, einen Regenbogen sehen. Vielleicht sollte ich mir sowas doch mal goennen – Delefine und Wale aus der Naehe zu sehen. Ich muss mich mal erkundigen, wann das immer los geht. Hier koennte man sogar mit Delefinen schwimmen gehen. Aber es ist so kalt. Und das Wasser ist noch kaelter.

 Ich hoffe das mir hier nicht langweilig wird. Meine Wooferstelle umfasst 14 Tage, ich spare mir die Unterkunft von 25 Dollar die Nacht, dafuer muss ich morgens von 10-12 Uhr arbeiten. Ist ja eigentlich gar nichts. 2 Stunden arbeiten. Aber  was macht man den restlichen Tag, wenn es regnet? Es ist fuer mich sehr schwierig, einfach mal nichts zu tun! Hab ich es verlernt? Oder macht es einfach keinen Spass, wenn man es die ganze Zeit tun kann? Ich suche foermlich nach einer Beschaeftigung.
Hier in Kaikoura moechte ich mir auch nichts anderes suchen, da ich nicht vorhabe, laenger als 14 Tage hier zu bleiben.  Dafuer gefaellt es mir hier nicht besonders. Auch das Hostel ist etwas oed. Die Besitzer sind komisch – Mutter mit 40 jaehrigem Sohn. Obwohl der Sohn nett ist – hab 50 MB for free von ihm bekommen  - 50 MB kosten hier 5 Dollar.  
6 Whoofer sind hier. Und momentan nur 2 Gaeste. In 1,5 Stunden habe ich die Kueche von oben bis unten durchgeputzt, die Betten frisch bezogen, gestaubsaugt. Hans hat in der Zeit die sanitaeren Einrichtungen erledigt. Hans kommt aus Holland, ist ein netter Kerl, mit dem ich mir bis zu seinem letzten Tag, die Nahrungsmittel teile und den restlichen Tag verbringe, mit ihm Englisch spreche. Mit den andren beiden deutschen Woofern ist es schwierig sich zu unterhalten – sie kennen sich. Sinjeng aus Teiwan ist nett, aber auch nicht wirklich gespraechig. Von dem Franzosen weiss ich nicht den Namen, aber er hat sich in meiner ersten Nacht im Hostel so verrueckt verhalten, das ich keine Lust habe mich mit ihm zu unterhalten.
Die Zeit mit den beiden Maedels war schoen, aber man unterhaelt sich meist in Deutsch. Somit hat mich das auch wieder rausgebracht. Es ist nun gut, das ich meine Reise wieder alleine fortsetze. Aber das Alleinsein macht unsagebar traurig. Zudem noch wenn man krank ist. Und auf der Suche nach etwas ist, was man nicht beim Namen nennen kann.  

Sonnenaufgang Kaikoura

Bisher habe ich noch nicht so viel gesehen – aber Nelson ist eine tolle kleine, freundliche Stadt. Der Backpacker in dem ich wohnte war familiaer, war heimisch, war schoen.
Die Westkueste ist feucht, nass, schroff, gruen, einsam. So wie Neuseeland vor 400 Jahren entdeckt worden ist. Vereinzelt stehen Haeuser herum, der Abstand zum Nachbarn betraegt 10-20 km. Die Ostkueste scheint sonniger zu sein. Aber Christchurch ist zerstoert – soll eine Geisterstadt sein. Dafuer soll es dort sehr viel Arbeit geben – mal sehen, vielleicht verschlaegt es mich nach Kaikoura nach Christchurch, oder nach Blenheim und Picton und dann auf die Nordinsel.